Zeitzeugengespräche 2018 - der Vergangenheit auf der Spur

Zeitzeugengespräche 2018 - der Vergangenheit auf der Spur

Wir freuen uns sehr, dass wir für unsere diesjährigen Zeitzeugengespräche gleich sieben Zeitzeugen gewinnen konnten. Das hieß sieben Erinnerungen - sieben mal Geschichte in ihrer vielleicht spannendsten Form. Nach dem Besuch bei Trude Simonsohn im Februar war es bereits die zweite Gelegenheit für unsere Abschluss- und Abgangsklassen, die Zeit des Zweiten Weltkrieges und die Nachkriegszeit in Form von direkten Erinnerungen zu erfragen und zu hinterfragen.

Nach einer gemeinsamen Auftaktveranstaltung in der Aula mit einer kleinen Ansprache der Leiterin der Geschichtsfachschaft, Frau Alwan, ging es in kleine Gruppen. Hier erzählten die Gäste ihre Geschichten und beantworteten die zahlreichen Fragen der Schülerinnen und Schüler. Lesen Sie nachfolgend eine Schilderung von Vincent und verschiedene Meinungen aus der Schülerschaft:

 

Das Zeitzeugengespräch mit Frau Rasper  (ein Bericht von Vincent Föhlisch)

„Heute lebe ich als glückliche Oma schon 50 Jahre lang in Eppstein“, so berichtet die Zeitzeugin Gisela Rasper in der FvSS.

Weil ihre Eltern nach dem Ersten Weltkrieg aus dem Kaukasus zum Studium nach Deutschland kamen und sich kennenlernten, wurde Gisela Rasper im November 1935 geboren. Jedoch waren ihre Eltern, die inzwischen eine deutsche Staatsbürgerschaft erworben hatten, noch vor ihrer Geburt nach Persien ausgewandert. 1941 zog ihre Mutter mit den inzwischen drei Kindern in den Warthegau ins heutige Polen. Grund dafür seien die stetig wachsenden Deportationen der Russland-Deutschen aus Persien gewesen, die vom Stalinterror ausgingen, so Frau Rasper. Ihr Vater sei damals vom besetzten Persien nach Russland gebracht worden.

Aber bereits 1944 musste Gisela Rasper mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern wieder vor den Russen nach Berlin fliehen. In der Hauptstadt verbrachten sie drei Wochen in einer Turnhalle bevor sie nach Bayern zogen, wo sie auch die Nachkriegszeit verbrachten.

Von ihrem Vater hörte sie jedoch lange nichts. Später erfuhr sie folgendes:

Auf Grund seiner Deutschkenntnisse wollte man ihn zwingen, in Deutschland für den KGB zu spionieren. Dies lehnte er aber vehement ab und musste daraufhin ganze 12 Jahre in russischer Gefangenschaft in einem Büro arbeiten, da er sowohl russisch sprach als auch eine Schreibmaschine bedienen konnte. Von 1941 bis 1953 war die junge Frau Rasper also von ihrem Vater getrennt gewesen. „Ich habe ihn dennoch nie vermisst“, sagt sie und spricht von einem Urvertrauen, dass sie in den ersten sechs Jahren ihres Lebens zu ihm aufbauen konnte. Von daher habe sie auch ein gutes Verhältnis zu ihm gehabt, als sie ihn im Alter von 18 Jahren wiedertrifft.

Zum Ende ihres Gesprächs betont die heute 82-jährige, dass die Geschichte weitergegeben werden muss, da die Menschen aus zwei Weltkriegen anscheinend nicht viel gelernt haben. Was sich gerade wieder anbahnt, sollte aus diesen Erkenntnissen heraus im Keim erstickt werden.

 

Meinungen aus den Klassen G10a/R10a zu den Zeitzeugengesprächen

„Die Zeitzeugen haben ihre Geschichte sehr realistisch erzählt und vorbereitet. Man konnte sich sehr gut vorstellen, wie es zu dieser Zeit war.“

„Ich fand das Zeitzeugengespräch sehr spannend und informativ, da man einen Einblick in Einzelschicksale bekommen hat. […] Besonders positiv war, dass die Zeitzeugen sehr offen und umfangreich über ihre Vergangenheit berichtet haben.“

„Wie immer sehr interessant. Ich wünsche mir noch viele weitere Gespräche, denn Fragen kommen immer erst danach in den Sinn.“

„Ich fand das Zeitzeugengespräch sehr informativ und besonders in der heutigen Zeit und politischen Situation extrem wichtig ein solches Treffen durchzuführen. Besonders im Hinblick auf die Zukunft, in der wir uns ohne Zeitzeugen an die damalige Zeit erinnern müssen. Auch meine Vorstellung von Flucht ist nun um einiges realistischer.“

„Ich fand spannend die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkel erzählt zu bekommen. Alle erlebten diese Zeit so verschieden.“

„Das Zeitzeugengespräch war interessant. Allerdings fand ich 90 Minuten zu wenig. Ich hätte gerne mehrere Zeitzeugen sprechen gehört. Vielleicht könnten wir nächstes Mal einen ganzen Tag investieren.“

 

Presse: Eppsteiner Zeitung (16.5.2018)

Einleitungsbild: v.l.n.r. vorne: Walter Schneider aus Langenhain, Günther Schmitz aus Zeltingen an der Mosel, Gisela Rasper und Waltram Ebmeyer aus Eppstein, hinten: Klaus Gereit aus Berlin, Liv Speike aus Hofheim, Gertrud Löns aus Eppstein und Initiatorin Anja Alwan. Foto: Vielen Dank an Simone Pawlitzky/ Eppsteiner Zeitung

 

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